Mittwoch, 9. Februar 2011

Der Kult-Schiedsrichter aus Ostfriesland: "Wichtig ist, dass man Fehler eingestehen kann"

Hinrich van der Schüür
Hinrich van der Schüür ist in Ostfriesland bekannt wie ein bunter Hund. Er ist bereits seit über 30 Jahren als Unparteiischer aktiv. „Ich habe auch immer gerne Fußball gespielt. Aber Spiele zu pfeifen ist meine große Leidenschaft“, sagt der 52-Jährige, der von allen nur „Hinni“ gerufen wird. 1980 leitete er seine ersten Partien. Unzählige sind inzwischen dazugekommen. Auf Kreisebene ist van der Schüür immer noch regelmäßig im Einsatz.
„Die Entscheidung, Schiedsrichter zu werden, fiel spontan. Ich habe aus Spaß an der Schiedsrichter-Prüfung teilgenommen.“ Bis dahin war er Spieler beim TuS Holthusen und beim TV Bunde. „Ich hatte als Spieler aber oft Probleme mit Verletzungen. So entschied ich mich endgültig für die Schiedsrichterei.“
Auch den Verantwortlichen beim Verband blieb van der Schüürs Talent an der Pfeife nicht verborgen. Als Schiedsrichter-Assistent stieg er sogar bis in die Oberliga auf, die damals die dritthöchste Spielklasse war. Als Schiedsrichter leitete er Spiele bis zur 4. Liga. Der gebürtige Weeneraner ist stolz darauf, dass es in seiner langen Laufbahn nie nennenswerte Probleme mit Spielern oder Fans gab: „Gemeckert wird immer. Daran muss man sich als Schiedsrichter gewöhnen. Ich lese oft Berichte, dass Schiedsrichter attackiert wurden. So etwas ist mir glücklicherweise nie passiert.“
Die Fußballer in Ostfriesland charakterisieren den Verwaltungsfachangestellten der Bundeswehr als „stets besonnen“. Der 52-Jährige ist auf dem Feld immer für einen lockeren Spruch und jeden Spaß zu haben. „Die nötige Ernsthaftigkeit darf nicht fehlen. Ein kleiner Flachs kann aber verbissene Situationen schnell auflockern.“ Überheblichkeit und Arroganz seien Eigenschaften, die nicht zu einem Schiedsrichter gehören sollten: „Ich sehe mich immer als Bindeglied zwischen den beiden Mannschaften. Ich bin ein Teil des Spiels. Jeder Schiedsrichter macht Fehler. Wichtig ist, dass man diese Fehler eingestehen kann. Dann sind auch die Spieler nachsichtig.“

Auch mit 60 noch aktiv?

Hinni van der Schüür kann sich vorstellen, sogar mit über 60 Jahren noch Spiele zu leiten. „Wenn ich läuferisch fit bleibe, ist das gut denkbar. Es gibt in Ostfriesland Kollegen, die beweisen, dass man auch im höheren Alter noch herausragende Schiedsrichter-Leistungen bieten kann.“ Selbst, wenn van der Schüür seine aktive Schiedsrichter-Laufbahn einmal beenden sollte, wird er dem ostfriesischen Fußballsport erhalten bleiben. Denn der 52-Jährige ist Schiedsrichter-Lehrwart des Fußball-Kreises Leer. „Die Arbeit mit den jungen Schiedsrichtern macht mir sehr viel Spaß. Das ist ein verantwortungsvolles Amt, das ich gerne noch lange ausüben möchte. Es ist eine Freude zu sehen, wie engagiert unser Schiedsrichter-Nachwuchs mitarbeitet.“
Und wer van der Schüür kennt, weiß, dass der Unterricht der Jungschiedsrichter alles andere als langweilig ausfällt. „Das Regelwerk darf auch unterhaltsam vermittelt werden“, so der Lehrwart.
Sehr stolz ist van der Schüür auf die Auszeichnung als „Ostfrieslands Sportler des Jahres“ im Jahr 2003. „Für einen Schiedsrichter ist das etwas ganz Besonderes. Ich habe es als Anerkennung für meine Schiedsrichter-Karriere gesehen.“
Dass einer Frohnatur wie ihm etwas die Laune verderben kann, ist schwer vorstellbar. Doch der Schiedsrichter ist auch Fan – und zwar des abstiegsbedrohten Bundesligisten Borussia Mönchengladbach. „Als Mönchengladbach-Anhänger hat man es diese Saison nicht leicht. Ich hoffe aber, dass der Abstieg noch abgewendet werden kann.“

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