Sonntag, 2. Januar 2011

Aufkleberkrieg der Fußballfans

Früher duellierten sich rivalisierende Fußballfans fast ausschließlich am Spieltag – mal verbal, manchmal aber auch mit körperlicher Gewalt. In einer Zeit, in der Ultragruppierungen den Takt in den Fankurven vorgeben, hat sich das Aktionsfeld jedoch erweitert. Es kommt vermehrt zum „indirekten“ Duell – sei es im Internet oder auf der Straße. Und so sind die Fans bestrebt, das eigene „Revier“ bestmöglich zu markieren.
Auch in den Straßen
Ostfrieslands tobt längst ein „Aufkleberkrieg“, der auch Bürgern ohne Szenekenntnis kaum entgangen sein dürfte. Ortsansässige Fans des Hamburger SV und von Werder Bremen trieben die Aufkleberschlacht zwischenzeitlich auf die Spitze. Kaum ein Verkehrsschild blieb ohne Sticker.
Dabei besinnen sich die Anhänger längst nicht mehr auf Motive mit Emblemen des eigenen Vereins. Gerne wird auch gegen andere Fangruppierungen „geschossen“. So lautete die deutliche Botschaft auf HSV-Aufklebern: „Upstarts aufs Maul!“
Die „Relic Upstarts“ waren ein hiesiger Werder-Fanclub, der sich inzwischen aufgelöst hat. Die Werder-Anhänger verklebten im Gegenzug „Scheiß HSV“- Aufkleber.
Besonders aktiv sind beim Aufkleben im Leeraner Stadtgebiet aber auch die Fans des SV Meppen des VfB Oldenburg und des einheimischen VfL Germania Leer.
Oft werden von auswärtigen Fußballfans schon kurze Aufenthalte genutzt, um das Gebiet rund um den Bahnhof zu bekleben. „Natürlich hat das etwas mit Reviermarkierung zu tun. Ostfriesland ist Einzugsgebiet vieler Vereine. Jede Fangruppe möchte ihre Vormachtstellung demonstrieren. Aufkleber sind dafür ein einfaches, aber wirksames Mittel“, erklärt ein in der Region lebendes Mitglied der Bremer Ultra-Gruppierung „Wanderers“. In großen Städten seien diese Markierungen gang und gäbe. „Da werden zudem Brücken oder öffentliche Treppen in Vereinsfarben bemalt.“ Auch wenn solche Aktionen in Leer noch ausbleiben, hat sich vor allem durch die Vielzahl von Werder- und HSV-Fans in Ostfriesland ein durchaus aktiver „Nebenkriegsschauplatz“ entwickelt. „Dabei geht es auch um die Profilierung regional aktiver Fangruppierungen“, sagt ein Mitglied der HSV-Gruppierung „Poptown“. Er findet, dass Aufkleber ein „tristes Stadtbild eher verschönern“ und sieht darin „kein nennenswertes Delikt“.
Ein Ärgernis sind die Aufkleber aber für die Stadtverwaltung. „Uns ist dieser Trend bei den Fußballfans natürlich aufgefallen“, sagt der Vorstand der Stadtwerke, Claus-Peter Horst. „Wenn Aufkleber entdeckt werden, entfernen wir diese bestmöglich“, so Horst weiter. Eine besondere Häufung der Sticker sei in der Fußgängerzone, aber auch an Ampeln oder Verkehrsschildern festzustellen. „Aufkleber werden gezielt an Stellen angebracht, wo viele Leute sie sehen können.“
Wie hoch die Kosten sind, die der Stadt durch die Beseitigung entstehen, sei nicht zu beziffern: „Das Entfernen der Aufkleber gehört zu unserem Standardgeschäft, kann aber durchaus zeitaufwändig sein“, erklärt der Stadtwerke-Chef.

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