Dienstag, 1. Februar 2011

Ex-Profi Oliver Grein: „Die Nacht vor dem Spiel auf dem Klo verbracht"

Oliver Grein im Veenhusen-Trikot

„Ohne Fußball kann ich nicht leben“, sagt Oliver Grein aus tiefster Überzeugung. Mit 44 Jahren steht er immer noch regelmäßig auf dem Fußballplatz. Als Spielertrainer führte der Ex-Profi Fortuna Veenhusen in dieser Saison an die Spitze der Kreisliga. „Ich traue mir zu, auch noch mit 50 Jahren in der Kreisliga zu spielen“, sagt Grein. Schnell fügt er aber hinzu: „Das werde ich aber sicher nur in Ausnahmefällen machen. Wichtiger ist mir, dass die jungen Spieler spielen. Im hohen Alter will ich niemandem den Platz wegnehmen.“ Bei Fortuna Veenhusen wissen die Verantwortlichen neben dem Trainer Grein aber auch den Spieler Grein zu schätzen. Mit seiner Erfahrung ist er auch auf dem Platz wichtig für die junge Mannschaft des Spitzenreiters – und immer noch für wichtige Tore gut.  Oliver Grein ist ohne Frage ein Fußballverrückter. Einer, der sich zwar gerne an seine Profizeit erinnert, aber dabei in der Gegenwart verwurzelt ist. Authentisch wirkt der 44-Jährige, der redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Immer gerade heraus.

Mit 18 Jahren machte er eine Ausbildung zum Maler und Lackierer. Aber schon damals hatte er nur Fußball im Kopf. Dass er mal Profi werden würde, war allerdings zu diesem Zeitpunkt nie absehbar.

Von der Bezirksliga in die Bundesliga

Grein-Autogramm von 1990
Wie Tausende andere auch kickte Grein in der Bezirksliga. Sein Verein war SuS Krefeld. Doch als der talentierte Stürmer dort einen Torrekord aufstellte, war seine Zeit gekommen. Der damalige Bundesligist Bayer Uerdingen verpflichtete ihn 1990 direkt für seine Profimannschaft. „Heutzutage wäre das undenkbar. Da müssen sich Spieler von Amateurvereinen erst in den zweiten Mannschaften der Profiteams empfehlen. Aber ich saß plötzlich mit bekannten Fußballern wie Holger Fach und Wolfgang Rolff in der Kabine. Die kannte ich bis dahin nur aus dem Fernsehen.“
Zunächst wurde Grein unregelmäßig eingewechselt. Am 15. Spieltag durfte er gegen Dortmund erstmals von Beginn an ran: „Ich war so nervös, dass ich die Nacht vor dem Spiel auf dem Klo verbracht habe.“
Von Uerdingen wechselte der gebürtige Krefelder Grein zu Rot-Weiß Essen. In der ersten Saison (1992) holte er mit dem Traditionsverein die Deutsche Amateurmeisterschaft. Greins größtes Erlebnis als Fußballer folgte aber 1994. Rot-Weiß Essen schaffte als Zweitligist überraschend den Einzug in das DFB-Pokalfinale. Zwar unterlag Essen vor 76.000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion Werder Bremen mit 1:3. Doch für Grein war es „ein unvergessliches Erlebnis“. Der heutige Veenhusen-Trainer erinnert sich: 35.000 Essener unterstützen unsere Mannschaft. Nach dem Spiel feierten wir trotz der Niederlage mit den Fans auf dem Kurfürstendamm." Rückblickend ärgert sich Oliver Grein immer noch über seinen damaligen Trainer Wolfgang Frank, der ihn erst in der 49. Minute einwechselte. Eine Minute später erzielte Essen den Anschlusstreffer und war danach dem Ausgleich nahe. „Mit Wolfgang Frank bin ich leider nie gut zurechtgekommen“, sagt Grein, der bei Rot-Weiß längst zum Publikumsliebling mit dem Namen „Haken-Olli“ avanciert war. „So wurde ich übrigens nicht wegen meiner Nase genannt, sondern wegen meiner Spielweise, zu der gehörte, dass ich immer viele Haken geschlagen habe“, schmunzelt Grein. Der Name Grein stand in den 1990er Jahren übrigens für doppelten sportlichen Erfolg. Denn Oliver Greins jüngerem Bruder André Grein gelang in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) der Durchbruch. Er spielte dort für den Krefelder EV (Krefeld Pinguine).

Der Weg nach Ostfriesland

1997 wechselte Oliver Grein zum damaligen Oberligisten Concordia Ihrhove. Ein ungewöhnlicher Schritt. Vom Profifußball im Ruhrpott in den ostfriesischen Amateurfußball. „Ich hatte damals auch ein Profi-Angebot vom Zweitligisten VfB Oldenburg, den Mirko Votava trainierte. Aber ich habe mich für Ihrhove und eine berufliche Zukunft entschieden.“ Denn Concordias Sponsor war damals bekanntlich das Bauunternehmen Müsing. Grein wurde die Möglichkeit einer Ausbildung zum Industriekaufmann geboten, wenn er für Ihrhove spielt. Er wechselte nach Westoverledingen und bereute diesen Schritt nie: „Ich habe viele ehemalige Fußballprofis gesehen, die nach dem Ende der Karriere den Sprung in das Berufsleben verpasst haben und abstürzten. So wollte ich nicht enden.“
Autogrammkarte aus der Essener Zeit
Die ersten Wochen in Ostfriesland seien „ein Kulturschock“ gewesen. „Aber inzwischen genieße ich die Ruhe. Ich fühle mich sehr wohl in Leer, wo ich wohne. Ich bin ein Ostfriese geworden“, sagt Grein, der mittlerweile für eine Fuldaer Firma im Außendienst arbeitet.
Nach seiner Zeit in Ihrhove war Grein Spielertrainer bei Germania Papenburg und Grün-Weiß Firrel, bevor er zu Fortuna Veenhusen wechselte. „Ich habe Glück gehabt, dass ich in meiner Laufbahn von schweren Verletzungen verschont geblieben bin.“ Seinen Ehrgeiz hat er nie verloren: „Egal in welcher Liga oder im Training – ich will immer gewinnen.“
Als Trainer ist es ihm wichtig, seinen Spielern die „richtigen Werte“ zu vermitteln. „Der Spaß am Fußball zählt. Dass ich mit dem Fußballspielen Geld verdienen konnte, war für mich immer ein schöner Nebeneffekt. Heute fragen sogar im Amateurfußball einige junge Spieler direkt, wie viel Geld sie bei dem Verein verdienen können. Das kann ich nicht nachvollziehen.“

1 Kommentar:

  1. Ich habe Haken Olli bewundert wie keine zweiten nach Ihm. Meine schönste Erinnerung an Olli war als er im Aufstiegsspiel an der Hafenstrasse gegen den VFL Herzlacke an der Aussenlinie an der Haupttriebühne /Ecke West einen dreifachen übersteiger bei ruhenden Ball gemacht hat und sein gegenspieler überhaubt nicht wusste was mit Ihm geschah.....oder sein Interview zur Aufstiegsfeier zu seinen Starken Fuss den zweiten habe er nur damit er bei Schießen nicht Umfällt :D .... herrlich

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