Christa und Herbert Pommer |
In der Ortsmitte von Oldersum (Gemeinde Moormerland) steht ein auffälliges blaues Haus. Spätestens bei einem Blick in die Fenster wird deutlich, warum das Gebäude blau ist. Die Vereinswappen des BSV Kickers Emden verzieren die Scheiben. Kickers-Fanutensilien hängen dort gut sichtbar wie in einem Schaufenster.
Besitzer des Hauses ist die Familie Pommer. Und die ist seit 2005 total verrückt nach Kickers Emden. „Unser Sohn Dennis hat uns mit dem Kickers-Virus infiziert“, erinnern sich Christa und Herbert Pommer. „Er hat mit einem Freund ein Spiel besucht und war total begeistert. Glücklicherweise konnte er uns überreden, auch mal mitzukommen“, sagt Herbert Pommer. Er und seine Frau waren „sofort begeistert von der Atmosphäre im Stadion“ und verpassten seitdem fast kein Spiel mehr – weder auswärts noch zu Hause.
Auch die Nähe zu den Spielern überzeugte die Pommers: „Uns gefällt, dass es nicht so ist wie in der Bundesliga. Die Profis wissen doch gar nicht mehr, wer auf der Tribüne sitzt. Dort sind es Kunden und keine Fans. In Emden ist das anders. Jetzt in der Oberliga sowieso. Aber auch in der 3. Liga war man immer nahe dran an der Mannschaft.“
Nach dem Rückzug in die Oberliga im Sommer 2009 stand das Ehepaar mit den beiden Kindern Dennis (17) und Michael (10) weiterhin zu ihrem Verein. „Die finanziellen Probleme und der Verzicht auf die 3. Liga waren ein Schock. Wir haben damals richtig mitgelitten“, sagt Christa Pommer. „Aber uns war klar, dass wir dem Verein weiter die Treue halten. Gerade in dieser schwierigen Phase wollten wir zu Kickers stehen“, betont die 40-Jährige. Zuvor hatten die Oldersumer intensiv für eine höherklassige Zukunft des BSV mitgekämpft. „Wir waren sogar im Emder Rathaus, um uns für den Stadionbau einzusetzen“, erinnert sich Herbert Pommer.
Im Sommer des vergangenen Jahres setzte die Familie dann ein besonderes Zeichen. Das Haus wurde blau. „Es brauchte ohnehin einen neuen Anstrich. Schnell waren wir uns einig, dass es nur in Kickers-Farben gestrichen werden kann“, sagt Herbert Pommer. Die Nachbarn haben in Anlehnung an eine Disney-Kinderserie schon gescherzt: „Ich wurde gefragt, ob ich der Bär im großen blauen Haus bin“, erzählt der VW-Mitarbeiter.
Bald soll auf der blauen Fassade noch das Kickers-Wappen aufgemalt werden. Auf der Motorhaube des Familienautos der Pommers prangt das Emblem bereits. „Ich habe mir immer gewünscht, das Wappen auch auf dem Auto zu haben. Als ich nach einer Operation einige Tage im Krankenhaus war, hat mein Mann heimlich dafür gesorgt. Das war natürlich eine tolle Überraschung“, erinnert sich Christa Pommer. „Ich bin schon sehr kickersverrückt. Aber meine Frau ist noch schlimmer“, schmunzelt Herbert Pommer. Und so gleicht das blaue Haus von innen einem Sammelsurium von Kickers-Utensilien. Das Zimmer von Sohn Dennis sieht aus wie eine kleine Ausstellung zum Emder Verein mit Plakaten, T-Shirts, Schals und Zeitungsschnipseln. Im Haushalt gibt es zudem unter anderem Bettwäsche, Wärmflaschen und Handtücher mit Kickers-Wappen. „Das haben wir alles selbst entworfen. Bei den Fanartikeln hat Kickers ja sogar zu Drittligazeiten geschlafen“, lacht Herbert Pommer.
„Wir werden belächelt“
Dass ihre Leidenschaft im Ort nicht nur auf Verständnis trifft, weiß die Familie: „Von einigen werden wir belächelt. Aber das macht uns nichts aus. Wir stehen zu unserem Verein“, betont Herbert Pommer. Heute fährt der 47-Jährige mit seiner Familie zum wichtigen Kickers-Spiel beim TuS Heeslingen. „Wir wollen weiter Punkte für den Aufstieg sammeln“, sagt Christa Pommer. Die Regionalliga würde die Familie aus Oldersum schon reizen: „Aber nur, wenn die Saison finanziell abgesichert ist. Solche unseriösen Verantwortlichen wie Ex-Präsident Engelbert Schmidt wird es bei Kickers hoffentlich nicht wieder geben.“
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