Montag, 7. März 2011

VfL Germania Leer: "Wir würden nicht mal zehn Euro von der Bank bekommen"
Warum eine Neuverschuldung des Vereins ausgeschlossen ist

VfL-Mitglieder stimmen für den Verkauf des Vereinsgeländes
Historische Tage für den VfL Germania Leer. Die Mitgliederversammlung des Vereins beschloss am 28. Februar 2011 den Verkauf des Germania-Geländes am Hoheellernweg. Eigentümer des Areals ist künftig die „Germania-Stiftung zur Förderung des Sports und der Kinder-, Jugend- und Altenhilfe in der Leeraner Oststadt“. Durch die Veräußerung des Vereinsgeländes ist der VfL auf einen Schlag schuldenfrei. Germania belasten Verbindlichkeiten in Höhe von 1,25 Millionen Euro, wie der VfL-Vorsitzende Torsten Dinkela im Rahmen der Mitgliederversammlung mitteilte. Der Verein habe in den vergangenen Monaten mehrfach kurz vor der Insolvenz gestanden, so Dinkela.

Künftig wird der VfL das Gelände von der Stiftung pachten. Mit Torsten Dinkela, Herold Hagemann und Enno Poets bilden drei VfL-Vertreter den Stiftungsvorstand. Dem Stiftungsbeirat werden zudem fünf Personen angehören. Bisher stehen Bürgermeister Wolfgang Kellner und Landrat Bernhard Bramlage als Mitglieder des Beirats fest. Die Gründung der Stiftung ist sicher. Das benötigte Gründungskapital in Höhe von 50.000 Euro ist vorhanden, bestätigte Dinkela. Die Geldgeber wollen aber nicht genannt werden.
Die Nutzung des Hoheellern-Geländes durch den Verein wird im Vertrag mit der Stiftung für die nächsten 100 Jahre festgelegt. „Wir bleiben Herr im Haus - ohne wenn und aber", so der Germania-Vorsitzende. „Wir stehen zwar nicht mehr als Eigentümer im Grundbuch. Aber wir beschließen weiterhin, was auf dem Gelände passiert."
Durch den Verkauf des Vereinsgeländes sei sichergestellt, dass der VfL sich nicht wieder verschulden könne: „Wir würden nicht mal zehn Euro von der Bank finanziert bekommen, denn ohne das Gelände bieten wir keine Sicherheit mehr. Darauf lässt sich keine Bank ein", erklärte Germania-Vorstandsmitglied Dieter Smit.
Durch die Übertragung des Areals am Hoheellernweg ist aber lediglich die Basis für einen soliden Germania-Haushalt geschaffen worden. „Jetzt müssen weitere Weichen gestellt werden, damit wir handlungsfähig sind", betonte Torsten Dinkela. Im Rahmen der Mitgliederversammlung wurde daher auch „eine moderate Anhebung der Mitgliedsbeiträge" um 1,50 Euro pro Monat auf 7,50 Euro beschlossen. Der Familienbeitrag steigt von 12 auf 15 Euro. „Damit liegen wir immer noch unter den Mitgliedsbeiträgen der meisten Nachbarvereine", so der Germania-Vorsitzende. Durch Mitgliedseinnahmen alleine sei aber kein Verein in der Lage, die nötigen Ausgaben zu decken. Wichtig seien auch Sponsoren. Hier konnte Torsten Dinkela bei der Mitgliederversammlung positive Entwicklungen verkünden: „Wir konnten hundert neue Werbepartner gewinnen." Besondere Bedeutung habe aber die weitere Kooperation mit den Hauptsponsoren, der GHF-Gruppe und Ventotec. Ein Sponsoring-Vertrag über fünf Jahre wurde geschlossen. Geschäftsführer von Ventotec ist der ehemalige Germania-Präsident Helmer Stecker. Von den Gesprächen mit ihm zeigte sich Dinkela angetan: „Das lief sehr konstruktiv und angenehm ab. Die GHF-Gruppe und Ventotec unterstützen uns weiterhin sehr großzügig, wofür wir sehr dankbar sind."
Klar ist aber auch, dass in der Vergangenheit in vielen Bereichen beim VfL zu hohe Kosten entstanden sind. Der neue Vorstand hat in seiner rund einjährigen Amtszeit viele dieser Kosten reduziert. „Soweit das möglich war, haben wir das getan. Uns war aber wichtig, dass der sportliche Bereich dadurch nicht eingeschränkt wird", so Dinkela. Stattdessen wuchs der VfL zuletzt sogar. 50 neue Mitglieder kamen hinzu, so dass der Verein jetzt 930 Mitglieder verzeichnet. Zudem wurden mit dem Eltern-Kind-Turnen und Jugger zwei neue Sparten beim VfL gegründet. Insgesamt hat Germania damit nun zehn Sparten.
Der Vorsitzende sieht den Verein auf einem guten Weg. Dass es so schwierig werden würde, den Traditionsklub auf Kurs zu bringen, habe er nicht erwartet: „Als ich das Amt des Vorsitzenden im März 2010 übernahm, wusste ich, dass es eine große Herausforderung ist. Aber dass es so viele Schwierigkeiten zu meistern gilt, hatte ich nicht gedacht. Darum bin ich besonders stolz darauf, dass wir jetzt optimistisch in die Zukunft blicken können."

Fotos der VfL-Mitgliederversammlung

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