Dienstag, 15. März 2011

Kramer krönte "König Otto"

Manfred Kramer
„Lebenslang grün-weiß“ heißt ein bekanntes Lied, das dem Bundesligisten Werder Bremen gewidmet wurde. Dieses Motto passt aber auch bestens zum Leeraner Manfred Kramer. Seitdem er im Jahr 1979 den Fanclub „Werder-Ossis“ gründete, besuchte der 48-Jährige über 750 Werder-Spiele. Er reiste mit dem Bremer Bundesligaverein quer durch Europa – unter anderem nach Verona, Wien, Lüttich, Budapest, Florenz, Mailand, Lyon, Lissabon, Parma, Turin, London und Istanbul.  „Mein Vater hat mich in meiner Jugend mit dem Werder-Virus infiziert. Er war beruflich öfter in Bremen und hat mich manchmal mit ins Stadion genommen.“ Doch „manchmal“ reichte für Manfred Kramer schon bald nicht mehr aus. Er wollte möglichst immer dabei sein, wenn sein Verein spielt.
Also reiste er als 16-Jähriger mit dem Zug zu den Spielen: „Das ist nicht vergleichbar mit heute, wo am Wochenende unzählige Fans mit der Bahn zu den Spielen fahren. Damals stiegen auf dem Weg nach Bremen nur vereinzelt Werder-Fans ein.“
Aus dieser Zugfahrgemeinschaft entstand am 2. Juni 1979 der Fanclub Werder-Ossis. Heute sind die Ossis der älteste durchgängig bestehende Werder-Fanclub. 54 Mitglieder haben die Ossis. Neben dem Vorsitzenden Manfred Kramer ist von den Gründungsmitgliedern auch noch Michael Niet dabei.

Guter Draht zu Präsident Fischer

Die lange Tradition hat den Werder-Ossis schon viele Türen geöffnet. Zu Werder-Präsident Klaus-Dieter Fischer und dem ehemaligen Manager Willi Lemke hat Manfred Kramer einen besonders guten Draht. „Letzte Woche habe ich auf die Zusage für unsere Eintrittskarten zum Spiel in Nürnberg gewartet. Als nichts passierte, habe ich Fischer eine Mail geschickt. Er hat sich schnell darum gekümmert. Eine halbe Stunde später wurden unsere Nürnberg-Tickets telefonisch bestätigt.“
In seiner Zeit als Werder-Fan hat Manfred Kramer schon viel erlebt. „Ich könnte stundenlang Anekdoten erzählen“, sagt der Leeraner. Auf dem Weg zum Europacup-Spiel in Neapel wurde der Ossis-Bus von der Polizei gestoppt. Zahlreiche Fahnen und die Bierkisten an Bord wurden grundlos beschlagnahmt. „Das war schon sehr unschön. Die Aktion sorgte auch für ein großes Medienecho.“ Apropos Neapel. Das Rückspiel war eines der großen „Werder-Wunder“, bei denen Manfred Kramer immer vor Ort war. Eine andere Geschichte ist besonders in Erinnerung geblieben. Denn Kramer und den Werder-Ossis ist es zu verdanken, dass aus Bremens damaligem Trainer Otto Rehhagel „König Otto“ wurde.

Per Telefon das Hotel der Mannschaft ausfindig gemacht

Als Werder im Mai 1988 mit einem Sieg in Frankfurt die Deutsche Meisterschaft perfekt machte, waren auch die Werder-Ossis dabei. Die Ostfriesen hatten zufällig mitbekommen, dass die Bremer Mannschaft nach dem Spiel in einem Wiesbadener Hotel feiern will. Also schnappten sich Kramer und Co. ein Telefonbuch und telefonierten erfolgreich zahlreiche Hotels ab. "Bei einem Anruf haben wir gemerkt, dass der Hotel-Mitarbeiter am Telefon nervös wurde, als wir nach Werder fragten. Da wussten wir, dass die Mannschaft in diesem Hotel sein muss." Mit der richtigen Adresse machten sich die Ossis auf den Weg nach Wiesbaden.

Votava brachte Bier

„Dort warteten höchstens noch zehn andere Werder-Fans. Plötzlich tauchte Mirko Votava mit einem Tablett Bier auf. Er forderte uns auf, mitzukommen. Und schon waren wir mitten drin in der Meisterfeier der Mannschaft“, erinnert sich Kramer. „Wir wussten erst noch gar nicht, wie wir uns verhalten sollen. Aber als Manni Burgsmüller uns mehrfach aufforderte, dass wir uns am Buffet bedienen sollen, fühlten wir uns endgültig willkommen.“
In einer Bierlaune bastelten die Werder-Ossis aus Pappe und Papier eine Krone, die sie Meistertrainer Rehhagel aufsetzten. „Ein Reporter der Bild-Zeitung fotografierte die Szene“, sagt Kramer. Und am nächsten Tag titelte das Boulevard-Blatt in großen Buchstaben: „Krönung von König Otto“. „Solche Geschehnisse wären aber heutzutage leider undenkbar. Dazu ist die Mannschaft inzwischen viel zu sehr abgeschottet. Die Zeiten haben sich geändert.“ Nicht ändern wird sich Kramers Werder- und Fußballverrücktheit: „So lange das für mich möglich ist, werde ich zu den Werder-Spielen fahren. Pro Saison schaffe ich immer noch einen Großteil der Bundesligaspiele. Dazu kommen natürlich Pokalpartien und Europacup-Reisen.“

Was sagt die Ehefrau?

Für Diskussionen zu Hause sorge seine Leidenschaft nicht: „Mein Frau Petra wusste ja von Anfang an, worauf sie sich einlässt. Außerdem ist sie selbst so oft wie möglich bei den Spielen dabei.“ Kramer ist seit 1994 verheiratet.
Oft wird der Buchhalter einer Leeraner Befrachtungs GmbH auch darauf angesprochen, wie er sich die ganzen Fußballtouren leisten kann: „Es gibt sicherlich Hobbys, die weniger kosten. Aber andererseits sind wir bei den Ossis so gut organisiert, dass wir die Fahrten relativ günstig gestalten.“
Manfred Kramer bereut jedenfalls keine Tour: „Ohne Werder hätte ich viele Orte nie bereist. Die Erinnerungen sind unbezahlbar.“

2 Kommentare:

  1. Korrektur: Die Fotos von Otto habe ich geschossen und den Film für 100 DM an Globisch (damals Bild) gegeben, die Presse war zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht anwesend.

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  2. https://www.facebook.com/haifischbecken.bremen?ref=bookmarks

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